
Kapitel 1, die Hochzeit von Katharina & Klaus
Kapitel 1 Die Hochzeit von Katharina & Klaus
Es ist schon immer wieder schön wenn ich morgens um 6.00 Uhr von den Sonnenstrahlen geweckt werde, die sanft meine Augen zum öffnen bewegen. Es ist Samstag, ein toller Tag im April, die Temperaturen lagen selbst gestern Abend noch, als es bereits dunkel wurde, bei über 24 Grad. Der blaue Himmel heute morgen ist gespickt von kleinen Schäfchenwolken, das lässt mein Fotografenherz direkt höher schlagen.
Das gestrige Beisammensein mit Katharina & Klaus war ein gelungener Einstieg in den heutigen Tag. Wir kennen uns zwar schon etwas, durch die langen Vorgespräche oder das ein oder andere Telefonat, aber ein Treffen abends vor der Hochzeit, ein gemeinsames Essen, ist doch etwas ganz besonderes.
Ich wecke Christian, meinen lieben Freund und Helfer, der im Nebenraum des Hotels noch selig schläft. Ich bin gerne mit ihm unterwegs, wenn die Hochzeiten die ich fotografiere mal nicht in der näheren Umgebung sind. Es ist immer wichtig, wirklich verlässliche Assistenten an seiner Seite zu haben….und Trinkfeste….denn oft bleiben wir auf Wunsch der Brautpaare noch bis tief in die Nacht als Gäste auf der Feier und lassen den Tag dann gemütlich ausklingen.
Nach einer Dusche und einem kleinen Frühstück machen wir uns auf den Weg zum Frisör, wo Katharina mit uns zeitgleich eintrifft. Ich merke ihr gleich an, das die Nervosität heute früh eine leicht andere ist, als noch gestern Abend. Nach ein paar fröhlichen Worten und viel Lachen wirkt sie etwas entspannter. Nach der Begrüßung der Trauzeugin holen wir unsere Kameras und starten mit der Reportage. Christian und ich haben da quasi so etwas wie einen inneren Wettstreit: Wir battlen uns regelrecht wer das top Foto beim Getting Ready als erstes auf seiner Kamera hat. Das mache ich mittlerweile mit allen Assistenten so, denn es hat zwei riesen Vorteile, zum einen starten wir immer gleich voll durch und motivieren uns dadurch gegenseitig, zum anderen liebe ich es einfach wenn meine Assistenten sich so sehr ins Zeug legen das sie mir innerhalb Minuten eine ganze Hand voll top Ergebnisse präsentieren können. Oft setzt dann dadurch schon bereits der sogenannte „Unbesiegbarkeitsmodus“ bei uns ein, und wenn der Hebel erst mal umgelegt ist, dann läuft der Tag von ganz alleine.
Da kann auch Claudia, die Mutter von Katharina, unsere Stimmung und unsere Energie nicht mehr bremsen. Es gibt so….wie soll ich das sagen? Es gibt so Mütter, die man direkt mag, und es gibt andere….das trifft es glaube ich am besten. Claudia ist mir von Anfang an eine von den anderen. Natürlich lassen wir uns das nicht anmerken und gehen weiterhin gut gelaunt an unsere Reportage. Neugierige Blicke verraten mir gleich was hier läuft, darauf hin zeige ich Claudia natürlich ein paar der entstandenen Fotos auf dem Kameradisplay und erkläre ihr wie die Fotos entstanden sind. Nach einem kurzen und wirklich schönem Gespräch ist das Eis gebrochen und ich erkenne Claudia kaum wieder. Sie strahlt vor lauter Lebensfreude, nimmt mich sogar in den arm und bedankt sich schon jetzt bei mir dafür, das ich die Fotos an diesem besonderen Tag umsetze.
Ich bin ein wenig baff und ich bin sprachlos….und das kommt nicht wirklich oft vor! Was war hier los??? Christian kommt direkt zu mir und fragt mich was ich denn mit der Mutter von Katharina gemacht habe? da ich mir selber noch keine wirkliche Antwort drauf geben kann, frage ich ganz unverblümt nach. Die Antwort war mir im Grunde schon klar.
Claudia ist eine der Mütter die sich gerne viel und noch viel mehr in der Planungsphase der Hochzeiten mit einbringen. Es sind halt eben Mütter und das ist ja auch gut so. Sie kam heute früh auch nicht zum Haare machen zum Frisör wie ich von ihr erfahre, sondern weil sie sehen wollte für wen ihre Tochter und ihr Schwiegersohn, ein in ihren Augen kleines Vermögen, ausgeben werden. Wäre es nach Claudia gegangen so hätte es doch vollkommen ausgereicht wenn Onkel Bob die Fotos machen würde. Er hat doch schließlich eine so tolle Kamera und macht doch auch immer mal für den Heimatverein so schöne Fotos. Und eingeladen ist er ja sowieso, auch wenn man seine neue Frau Barbara nicht ganz so kennen und leiden mag.
( oft erfahren wir Fotografen an einem Hochzeitstag mehr als wir wissen wollen. Das bedeutet nicht das ich diese Gespräche und Informationen nicht mag, sondern zeigt doch viel mehr wie viel Vertrauen Menschen direkt in uns und unsere Arbeit legen)
Sie kam also tatsächlich um zu sehen wer ich bin, ich weiß nicht was sie erwartet hat? Sollte ich mit Goldketten und Pelzmantel vor meinem Porsche stehen? Oder doch so wie wir sind und die Kameras lieber aus meinem Dacia Duster holen? Und das was jetzt kam, ist einer der vielen Gründe warum ich meinen Job so sehr liebe: „Ralf, ich sage dir das jetzt so wie ich nun einmal bin. Ich fand es unmöglich das unsere Kinder so viel Wert auf die Fotos legen und dafür sogar die Fahrt in der Hochzeitskutsche haben sausen lassen! ich bin auch heute früh nicht wegen meiner Tochter hier, sondern um zu schauen wer du bist und was ihr hier macht.“ einen kleinen Moment später nimmt mich Claudia in den Arm und ich erwidere einfach ihre Geste. „Danke“ flüstert sie mir leise ins Ohr und wirft dabei ihrer Tochter einen bestätigenden Blick zu, „ danke dass du hier bist, Katharina schwärmt in den höchsten Tönen von dir und deiner Arbeit, jetzt verstehe ich das“.
Den restlichen Tag tauschen wir uns immer wieder aus und Claudia bringt sich mit einer Freude in die Fotos ein, dass ich sie ab und an sogar ein wenig bremsen muss. Es ist zwei Uhr in der Nacht als Christian und ich zufrieden unsere Kameras in die Taschen packen und unser Feierabend Getränk zu uns nehmen. Einige Gäste der Feier kommen vorbei und bedanken sich bei uns für die tolle Begleitung und nachdem Claudia mit ihrem Mann Carl noch einmal zu uns kommt und sich beide ganz herzlich bei uns bedanken, schauen wir uns zufrieden an wissen das wir alles richtig gemacht haben.
Die Fotos von Katharina & Klaus sind traumhaft geworden, denn beide waren im Vorfeld doch wegen Klaus Schwiegermutter etwas angespannt….Ich blicke gerne auf diesen tollen Tag zurück.
Was ich euch damit zeigen mag, ist im Grunde nur das Kommunikation schon im Vorfeld das A und O sind. Sagt es uns Fotografen wenn sich eure Eltern nicht für den Fotografen aussprechen. Ein gemeinsames Treffen hilft da ganz schnell das Eis zu brechen. In diesem besonderen Fall habe ich sogar 2 weitere Hochzeiten nur durch Claudias persönliche Empfehlung erhalten.
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